2007 hat Freiburg einen guten und wegweisenden Beschluß gefasst: Auf offene Standards und damit auf OpenDocument zu setzen. In Folge wurde OpenOffice eingeführt und die Freiburger OpenOffice-Migration taucht sogar in einzelnen Publikationen als Best Practise-Beispiel auf.
Im April haben wir (Gemeinderatsfraktion Junges Freiburg/Die Grünen) beantragt, einen Erfahrungsbericht über die bisherige Migration für die gemeinderätliche Gremien zu erstellen. Seitens der Verwaltung wurde auf eine laufende Organisationsuntersuchung des IT-Bereichs hingewiesen und dass man daher erst nach Abschluß dieser Untersuchung mit dem Thema kommen würde. Kurz darauf gab es ein erstes großes Rauschen im Blätterwald, z.B. bei fudder. Aufgrund der Gerüchte, die Stadtverwaltung würde insgeheim schon auf Microsoft wechseln, haben wir nochmals nachgelegt und deutlich gemacht, dass unseres Erachtens ein Wechsel nur nach vorhergehendem Gemeinderatsbeschluß möglich ist, weil der 2007er Beschluß kein Wechsel auf Microsoft zulasse.
Ende September wurde dann die Organisationsuntersuchung in der AG Verwaltungsreform vorgestellt und gegen Mitte Oktober das Gutachten den Fraktionen zur Verfügung gestellt. Am 12. November war das Thema nun im Hauptausschuß und nach der Vorberatung dort, sind Drucksache und Gutachten öffentlich. Die Entscheidung selbst wird am 20. November im Gemeinderat fallen.
Die Verwaltung möchte nun wieder zurück zu Microsoft Office. Das halte ich für falsch. Ich halte es für strategisch richtig und wichtig, auf offene Standards zu setzen (und der microsoft-eigene „offene“ Standard Office Open XML ist noch nicht einmal bei Microsoft Office selbst implentiert). Nur so ist eine langfristige Sicherheit gegeben, dass Dokumente lesbar bleiben. Nur so ist gewährleistet, dass ein fairer Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Softwarelösungen möglich ist. Es geht um Abhängigkeiten.
Schräg finde ich die Argumentation, dass diese Kernargumente „ideologisch“ seien und es doch darauf ankäme, dass eine Verwaltung arbeiten können muss und wir Stadträte doch nicht oberlehrerhaft mit abstrakten Argumente kommen mögen. In anderen Politikfeldern schreiben wir auch vieles vor – aus ebenso abstrakten, aber eben auch guten Gründen.
Nun gibt es im Detail einiges an der Drucksache und an dem Gutachten auszusetzen und natürlich auch eine ganze Reihe guter Argumente für Libreoffice/Openoffice über das oben genannte strategische Argument hinaus. Ich werde nächste Woche für unsere Fraktion im Rat zu dem Thema sprechen und meine Rede dann auch bloggen. Bis dahin freue ich mich auf Anregungen und Ideen hier im Blog.
Oh je!
Das Problem ist nicht die Software sondern die Nutzer bzw. die IT-Abteilung. Wenn die nicht wollen, wird jede Software schlecht abschneiden. Wenn ich den Bericht bei heise.de richtig verstanden habe haperte es von Anfang an am tatsächlichen Umstellungswillen und einer sinnvollen Integration von OOo in die Arbeitsprozesse der Verwaltung. Ein Doppel-Einsatz einer alten Microsoft Software mit OOo kann auf Dauer nur Zusatzarbeit und Frust erzeugen. In München wurde für eine möglichst nahtlose Integration und Umstellung viel Geld und Engagement in die Hand genommen (das sich jetzt rechnet) allerdings in Freiburg in dieser Form offensichtlich fehlte. Tatsächlich finde ich es daher fraglich ob es unter diesen Umständen mit dieser IT-Abteilung unserer Stadt möglich ist sinnvoll auf freie Software umzustellen. (Als Diplom-Informatiker, Diplom-Medienpädagoge und ehemaliger städtischer Verwaltungsbeamter(!) kann ich es zwar nur als ein absolutes Armutszeugnis für die städtischen ITler (und die Verwaltungsangestellten) sehen, aber das hilft ja nix, aufgezwungenen Fortbildungen sind nicht hilfreich und Kündigungen auch kein Weg.) Grundsätzlich fände ich eine Strategie mit freier Software das einzig richtige, allerdings nur mit entsprechender Planung, kompetenter Projektleitung und Leuten die dies auch integrieren, vermitteln und im Alltag der Verwaltung (langfristig) eine Vereinfachung schaffen können. können und all das scheint in Freiburg zu fehlen. Sehr traurig, aber um die Chancen und möglichen Wege einschätzen und dann Tipps geben zu können müsste ich sowieso wesentlich mehr Wissen…
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München zeigt, dass eine breit und richtig angelegte Migration durchaus einiges Einsparpotential bietet: http://heise.de/-1755574
Schade, wieder ein Leuchtturm umgestürzt.
[…] Ich hatte ja schon vor der Entscheidung was zum Thema geschrieben – wer die Vorgeschichte nicht kennt, sollte sie dort nachlesen. […]